Europe Central

Staatstheater Augsburg

Mitteleuropa, Schaltstelle Europa, Telefonzentrale Europa - im Titel von William T. Vollmanns Roman schwingen alle diese Bedeutungen des auch für die deutsche Ausgabe verwendeten englischen Originaltitels mit.

Durch die schwarze Bakelit-Hörmuschel vernimmt man eine Vielzahl von Erzählerstimmen. So wird der Leser selbst zum Spion, der belauscht, wie berühmte und auch anonyme Menschen subjektiv ihre Erlebnisse in den Jahren von 1906 bis 1975 schildern. Dieser Handlungszeitraum deckt sich mit den Lebensdaten Dmitri Schostakowitschs, dessen Werke immer wieder wie ein apokalyptischer Soundtrack zwischen Erzählungen zu hören sind. Der ganze Roman ein zur Symphonie gewordenes Stimmengewirr, das multiperspektivisch ein Panorama des 20. Jahrhunderts öffnet. Im Zentrum stehen die beiden großen mörderischen totalitären Systeme - Hitlertum und Stalinismus -, die Vollmann gegenüberstellt und moralisch gleichsetzt. Sein durch jahrelanges Quellenstudium und tierschürfende Recherchen in Biografien, historischen Arbeiten, Tagebüchern und Briefen angehäuftes Faktenwissen verflicht der Autor mit fiktionalen, mitunter surrealen Momenten und schafft dadurch eine beklemmende, fast unheimliche Atmosphäre. Ausgehend von den Mikrokosmen der verschiedenen Erzähler untersucht Vollmann die grundsätzlichen Bedingungen menschlicher Existenz in Extremsituationen.

 


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